Slow Food Youth Hamburgkeyboard_arrow_rightArtikelkeyboard_arrow_right Netzwerktreffen

Netzwerktreffen

Am Wochenende vom 13.–16. Mai 2016 fand in Altenkirchen im Westerwald das Seminar für Verbraucheraufklärung statt. Eingeladen waren Slow Food Youth Aktive aus ganz Deutschland, aber natürlich auch alle anderen Interessierten. Gemeinsam wollten wir uns ein Wochenende lang zu Themen der Verbraucherpolitik, -aufklärung und -bildung informieren und austauschen.

Am Freitagnachmittag kamen alle Teilnehmer auf dem Bioland zertifizierten Erlebnisbauernhof Hagdorn bei Wissen zusammen. Der landwirtschaftliche Familienbetrieb wird von zwei Familien im Haupt- bzw. Nebenerwerb geführt. Neben der Aufzucht einer Mutterkuhherde, von Mastbullen und Hühnern im mobilen Stall, hat man es sich hier zur Aufgabe gemacht, Bildung im landwirtschaftlichen Bereich anzubieten. So gibt es beispielsweise Kooperationen mit Schulen, bei denen die Kinder über das Jahr immer wieder zum Hof fahren, um einen Einblick in den landwirtschaftlichen Jahreslauf zu erhalten. Maik Euteneuer, einer der beiden Brüder, die den Hof mit ihren Familien betreiben, gab uns eine kleine Führung, bei der er uns die nahegelegenen Tier- und Stallanlagen zeigte und in die Geschichte des Hofes einführte.

Ankunft auf Hof Hagdorn

Der nächste Tag war der politischen Bildung gewidmet. Am Vormittag besichtigten wir zunächst den Regionalwarenladen UNIKUM direkt in Altenkirchen. Hier können sich Erzeuger von Lebensmitteln, aber auch von Kunstartikeln und anderen interessanten Dingen aus der Region ein Regalbrett mieten, um dort ihre Ware zu vertreiben. Der Regionalwarenladen ist dabei ein gemeinnütziger Verein, die Verkäufer arbeiten im Laden ehrenamtlich. Uns hat dieses Ladenprinzip sehr gut gefallen, ermöglicht es doch auch kleinsten Produzenten den Vertrieb ihrer handwerklich und mit Leidenschaft hergestellten Waren. Hörten wir zunächst einen Vortrag zum Thema Fundraising, also wie man geschickt Spendengelder akquirieren kann – für jede Aktion auf lokaler und nationaler Ebene inzwischen unabdingbar.

Den Nachmittag leitete Axel Dosch von der Landjugendakademie ein. Als studierter Agrarwissenschaftler konnte er uns einen guten ersten Einblick in die Thematik der Agrarpolitik geben, sowohl auf EU-, als auch auf nationaler Ebene. Anschließend hörten wir einen Vortrag von der jungen Milchbäuerin Kim, welche uns einen Einblick in die Probleme kleiner bzw. mittelständischer Unternehmen gerade im Hinblick auf die aktuelle Milchkrise gab. Dabei ging es vor allem um die finanziellen Nöte, in die Landwirte durch die aktuellen Milchpreise von 16 Cent pro Liter geraten. Mit solch niedrigen Preisen werden die Landwirte immer weiter in die Verschuldung getrieben, welche häufig auch psychische und gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Auf unserer Seite weckte der Vortrag viel Anteilnahme, aber auch Empörung. Sofort kamen viele Ideen, wie es für den elterlichen Betrieb der jungen Referentin eventuell doch noch möglich sein könnte, über Direktvermarktung die Milch zu angemesseneren Preisen zu verkaufen. Dabei begegneten wir jedoch auch der Problematik der Zertifizierung von Lebensmitteln. Würden städtische Verbraucher Rohmilch von einem ökologisch einwandfrei wirtschaftenden aber aus Kostengründen nicht biozertifizierten Hof annehmen? Sicherlich ein Themenbereich, in dem noch viel Verbraucheraufklärung geleistet werden muss.

Viel Planungsarbeit wurde geleistet

Zum Abschluss des Tages stellte uns Katharina Blang, Vorsitzende der Landjugend Rheinland-Nassau noch ihren Verband, dessen Aufbau und Strukturen vor. Ebenfalls ein interessanter Vortrag, aus dem wir viele Erkenntnisse und Ideen für die Organisation in den eigenen lokalen Gruppen gewinnen konnten. Gleichzeitig stellten wir hier fest, dass es wünschenswert wäre, den Kontakt von jungen Leuten auf dem Land und jungen Leuten in der Stadt weiter auszubauen, um so einen Austausch zu fördern und verschiedene Problematiken gemeinsam verstärkt angehen zu können.

Nach dem vielen Input beschlossen wir den Tag beim gemeinsamen Kochen und Essen in der Lehrküche einer nahegelegenen Realschule. Die Diskussionen gingen dabei fleißig weiter.

Auf gemeinsames Kochen folgt gemeinsames Schlemmen

Der nächste Tag war dann verstärkt dem kreativen Austausch über lokale Projekte und nationale Aktionen gewidmet. Dabei ging es in großen Teilen auch darum, wie sich Slow Food Youth in der Zukunft bei nationalen Projekten aufstellen bzw. präsentieren möchte. Ein weiterer wichtiger Programmpunkt war dann die Wahl der neuen Youthleitung. Steffen, Alexandra, Max und Frederik haben fantastische Arbeit geleistet, konnten diese aber aus den verschiedensten Gründen in dieser Form nicht weiter fortsetzen. Die neu gewählte Leitung setzt sich nun aus fünf Mitgliedern zusammen: Larissa von SFY Münster, bringt vom dortigen Food Film Festival viel Erfahrung in Projektplanung und –durchführung mit. Lea von SFY Köln ist dort gerade mit dabei eine Solidarische Landwirtschaft aufzubauen, aktiv im Ernährungsrat und bei Foodsharing. Christian aus Regensburg war spontan als neuer Slow Foodie mit beim Treffen und fühlte sich so motiviert, dass er jetzt eine lokale Gruppe aufbauen und die Youthleitung unterstützen möchte. Finden wir prima! Sebastian und Marie kommen beide von der Hamburger SFY und vertreten nun den Norden in der Leitung. Sebastian hat es sich als Informatiker zur Aufgabe gemacht, die nationale Kommunikation zwischen den SFY Gruppen zu verbessern, während Marie sich mehr Aufsehen erregende Aktionen auf nationaler Ebene wünscht. Wir sind gespannt auf ein neues Jahr mit diesem tollen Leitungsteam!

Übergabe der Leitung

Am Nachmittag besuchten wir den Anna Hof in Orfgen, ebenfalls zertifizierter Bioland Betrieb. Hier baut die Landwirtin Martina Müller seit einigen Jahren in einer Sieben-Felder-Wirtschaft Linsen, Lein, Kleegras und Getreide an. Während uns ein eiskalter Bergwind um die Nase wehte, erklärte Martina ausführlich, wie ihre Landwirtschaft funktioniert und was die Schwierigkeiten im Linsenanbau sind. Im Anschluss fuhren wir gemeinsam erneut zur Realschule, wo wir gemeinsam mit Martina und einer befreundeten Hauswirtschaftsmeisterin ein fantastischen 3-Gänge-Linsen-und-Lein-Menü zauberten. Im Jahr der Hülsenfrüchte war dieser Austausch natürlich ganz besonders interessant und informativ und wir gingen voller Inspirationen für nationale Projekte zum Thema Hülsenfrüchte ins Bett.

Am Montag konnten wir den Vormittag noch einmal zur Weiterentwicklung und Ideensammlung speziell für nationale Projekte nutzen, bevor es dann für alle allmählich gen Heimat ging. Das Wochenende war wieder einmal wahnsinnig motivierend. Es ist toll, zusammen zu kommen mit so vielen jungen interessierten und aktiven Menschen, die Lust haben etwas im Bereich der Lebensmittelpolitik zu ändern. Wir freuen uns schon sehr auf Pfingsten 2017 (save the date!), wenn es wieder einmal Zeit ist für ein gemeinsames Wochenende. Zum Abschluss möchten wir uns noch bei Axel Dosch von der Landjugendakademie bedanken, der uns wahnsinnig bei der Programmplanung für dieses Wochenende unterstützt hat. Und natürlich geht ein riesiger Applaus in Richtung Berlin, wo Louise im Büro mal wieder fantastische Arbeit geleistet hat. Vielen Dank an euch beide!

Auf dem Anna Hof